Grusswort

Die Erinnerung an den Holocaust wachhalten

 

«Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.» Dies schrieb der Autor und Auschwitz-Überlebende Primo Levi angesichts der Tragödie des Holocaust.

 

Als Überlebender dieses Zivilisationsbruchs war Professor Löb sich gewahr, wie fragil die freie Gesellschaft ist, dass der Respekt und die Achtung eines jeden Lebens nie selbstverständlich sein würde. Denn er hat selbst gesehen und selbst erfahren, zu welchen Verbrechen ganz gewöhnliche Männer und Frauen fähig sind.

 

Auch wir dürfen die Augen vor dieser Tatsache nicht verschliessen. Die Vernichtung des Europäischen Judentums ist nicht aus dem Nichts entstanden. Wer die Geschichte kennt, weiss von den Mechanismen, lernt sensibel die Zeichen zu deuten, fasst Mut, sich dagegen zu stemmen, zum Schutz der Schwächsten und zur Stärkung der Gemeinschaft.

 

Als Tochter von jüdischen Holocaustverfolgten, aber auch als Schweizer Staatsbürgerin betrachte ich es als unser aller Aufgabe und Pflicht, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten und sich immer wieder damit auseinanderzusetzen. Wir blicken zurück, um die Zukunft bauen zu können.

 

EINE BEGEGNUNG MIT PROFESSOR LADISLAUS LÖB, EINER DER LETZTEN ÜBERLEBENDEN IN DER SCHWEIZ

 

Wir stehen in der Wissensvermittlung über den Holocaust an einem entscheidenden Moment, da nur noch wenige Zeitzeugen dieses Genozids unter uns sind. Wir brauchen neue Ansätze – ein solcher stellt die Webseite www.kastzner-survivor.org dar.

 

Im Vordergrund der Webseite www.kastzner -survivor.org steht die Person des Holocaustüberlebenden Professor Ladislaus Löb. Es ist das Ziel dieser Nahaufnahme, die Geschichte des Holocaust zu individualisieren und für künftige Generationen zu konservieren. Professor Löb steht stellvertretend für all jene Menschen, die den Holocaust überlebt haben und in der Schweiz eine neue Heimat gefunden haben.

 

Die ergreifenden Filme, Fotos und Texte zeichnen den Lebensweg von Professor Löb nach. Es ist eine Geschichte des Überlebens, aber auch eine Geschichte eines Lebens nach dem Holocaust. Professor Löb erzählt uns dabei, wie er entrechtet und gedemütigt wurde, wie er den Holocaust überlebt und danach ein neues Leben aufgebaut hat. Ein Leben in Geborgenheit, auch mit Glück und Erfolg. Das Trauma und die tiefe Trauer sind dennoch stete Begleiter von ihm geblieben, auch davon erzählt er uns.

 

FÜR DIE JUGEND UND ZUKÜNFTIGE GENERATIONEN

 

Professor Löb zeigt uns anhand seiner Biografie auf, wohin Antisemitismus, welcher heute vielerorts wieder aufflackert, führen kann. Das Erinnern an den Holocaust soll deshalb auch eine Warnung sein, welche schwerwiegende Folgen Rassismus und Antisemitismus haben können. Es ist die Verantwortung unserer Generation, den Ruf des «Nie wieder» weiter zu tragen. Professor Löb richtet sich vor allem auch an die nächste Generation, ihnen will er den Wert und die Wichtigkeit von Toleranz nahebringen.

 

Es ist mir ein Anliegen, mich bei Professor Löb von ganzem Herzen zu bedanken, dass er die Kraft aufbrachte, uns seine Lebensgeschichte zu erzählen und uns von Erfahrungen und Erinnerungen zu berichten, die so schwer in Worte gefasst werden können.

 

ANITA WINTER

Gründerin und Präsidentin der Gamaraal Foundation